01.04.2024

„Die professionelle Textilpflege hat eine äußerst profitable Zukunft“

WRP: Herr Wennekes, CINET veranstaltet am 8. und 9. November den ersten PTC World Congress im Rahmen der Texcare International in Frankfurt. Welche Erwartungen haben Sie an das Event ?

Peter Wennekes: Wir bringen in Frankfurt im November mit dem PTC World Congress die weltweite Textilpflegebranche zusammen. Delegierte aus über 60 Ländern haben ihr Kommen zugesagt. Mehr als 30 nationale und internationale Verbände werden das Event unterstützen, wir erwarten mehr als 300 Teilnehmer in der Europa-Halle auf dem Messegelände in Frankfurt. Es sind im Rahmen des PTC World Congress 200 Vorträge und Präsentationen eingereicht worden. Wir werden den Kongress live streamen und rechnen mit rund 25.000 Fachleuten auf der ganzen Welt, die die Veranstaltung online verfolgen.

Die Delegationen und Verbände werden nicht nur beim Weltkongress vertreten sein, sondern auch am Wettbewerb um unsere diesjährigen Best Global Practices Awards teilnehmen. Auch das ist im Rahmen des World Congress geplant.

WRP: Wie laufen die Vorbereitungen für die Veranstaltungen ?

Peter Wennekes: Unsere Vorbereitungen verlaufen planmäßig. Wir werden ein attraktives Programm für die Teilnehmer vor Ort und unsere Online-Gäste anbieten können. Die Vorträge und Präsentationen werden sich unter anderem damit beschäftigen, wie man sein Geschäft durch innovative Lösungen weiter entwickelt und seine Prozesse nachhaltig und hygienisch weiter optimiert. Wir haben hier eine große Unterstützung durch internationale Partner aus der Indus­trie. Das ist auch wichtig, weil wir die Zusammenarbeit in der Lieferkette für sehr entscheidend halten.

Über 30 nationale Verbände unterstützen das Programm. Länderkoordinatoren helfen bei den Vorbereitungen. Einige Verbände haben im Rahmen des Weltkongresses auch nationale Veranstaltungen geplant. Darunter sind Organisationen aus den USA, Malaysia, Griechenland, Elfenbeinküste, Indonesien, Indien. Und mit weiteren Ländern wird gerechnet.

WRP: Im Rahmen des Weltkongresses wird CINET auch die Global Best Practices Awards verleihen – und das bereits zum 6. Mal. Welches Konzept beziehungsweise welche Ziele stehen heute hinter den Auszeichnungen ?

Peter Wennekes: Ein grundsätzliches Ziel der Preise ist es, die Branche mit ihren Leistungen deutlich mehr ins Bewusstsein der Gesellschaften zu rücken – und das weltweit. So kann sie mehr Kunden gewinnen und ihre Umsätze steigern. Heute erreicht die professionelle Textilpflege weltweit mit ihren Services nur rund 5 Prozent des möglichen Marktes. Es gibt noch ein riesiges Potential für diese Branche.

Die Global Best Practices Awards demonstrieren die vielen Qualitäten und Leistungen der weltweiten Branche. Sie verweisen beispielsweise auf innovative Services, auf besonders nachhaltige Prozesse in den Betrieben usw. So generieren wir mit den Awards eine Außenwirkung – wenn zum Beispiel über die Preisträger und ihre Leistungen berichtet wird. Das hilft natürlich dabei, das gesellschaftliche Bewusstsein weltweit für die Branche und ihre Services zu schärfen.

Gleichzeitig zeichnen wir mit den Global Best Practices Awards die Leistungen der Firmen, der Inhaber, der Geschäftsführer und der Mitarbeiter aus. Sie zeigen, wie erfolgreich gearbeitet werden kann, wie man als Unternehmen beste Ergebnisse erzielt usw.

Mit den Global Best Practices Awards werden aber nicht nur Unternehmen geehrt, die Textilpflegeservices anbieten. Genauso haben wir mit den Auszeichnungen die Lieferantenindustrie – Maschinen-, Chemie-, Textilhersteller – im Blick. Schließlich unterstützen sie mit ihren Lösungen die Unternehmen, dass diese besser werden. So sind die Awards auch ein sehr attraktives und wirksames Instrument für die Lieferanten, um ihre globalen Geschäftsentwicklungen zu beschleunigen und die Zusammenarbeit von Lieferketten und Unternehmen für verstärkte Investitionen in Innovationen und Mehrwert zu fördern.

Die Resonanz von Teilnehmern, Kunden, Lieferanten und Stakeholdern auf die Global Best Practices Awards ist immer überwältigend. Sie sind eine echte Anerkennung für fortschrittliche Leistungen. So einen Preis überreicht zu bekommen, erweist sich immer wieder als ein sehr attraktives und wirksames Instrument für die Geschäftsentwicklung.

Wir haben bereits über 750 Auszeichnungen für nominierte Unternehmen sowie Länder-, CSR-, Entrepreneur- und Global Best Practice-Preise verliehen. Über die Global Best Practices in den beiden Hauptkategorien Textilreinigung sowie gewerbliche und industrielle Wäschereien entscheidet eine Jury mit 25 unabhängigen internationalen Mitgliedern.

WRP: Gleichzeitig können die Global Best Practices den Unternehmen in der Branche als Anregung oder vielleicht auch als Vorlage dienen, um sich besser aufzustellen.

Peter Wennekes: Natürlich. Wenn sich ein Textilpflegeunternehmen an Best-Practice-Prinzipien orientiert, kann es neue Geschäftsfelder erreichen, seine Qualität maximieren, Prozesse optimieren, energieeffizienter arbeiten, Kosten senken – letztlich erfolgreicher werden. Das gilt für jedes Unternehmen. Wir haben Preisträger, die durch ihre Maßnahmen Umsatz- und Gewinnsteigerungen von über 30 Prozent erreichen.

Heute werden in den Unternehmen der Textilpflege die Anwendung von modernen Organisationsprinzipien und beste Arbeitsbedingungen immer wichtiger. Sie sind entscheidend, wenn es zum Beispiel um die Gewinnung von neuen Mitarbeitern geht. Trotzdem ist noch immer die Qualität der Dienstleistungen ganz entscheidend für den Erfolg der Betriebe. Kunden müssen sich darauf verlassen können. Das ist auf der ganzen Welt so. Eine kürzlich durchgeführte Untersuchung von Cleaners Supply in den USA hat gezeigt, dass 48 Prozent der Kunden bereit sind, höhere Preise zu bezahlen, wenn der Service ihres Textilpflegedienstleisters von besserer Qualität wäre.

Andere wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen, dass die Textilpflege im professionellen Dienstleistungsbetrieb 3 bis 5 Mal nachhaltiger ist im Vergleich zur privaten Haushaltswaschmaschine. Zum Beispiel wurde berechnet, dass in den westeuropäischen Ländern der Wasserverbrauch um 20 Prozent gesenkt werden könnte, wenn die Pflege der Textilien, auch der Privatwäsche, ausschließlich von professionellen Dienstleistern geleistet wird. Die Services der Branche sind wichtig für die Gesellschaften. Leider wird dies noch immer nicht richtig erkannt und schon gar nicht entsprechend in die Öffentlichkeit kommuniziert. Das versuchen wir als CINET weiter zu forcieren.

WRP: Zum ersten Mal lobt CINET den „Growth Hackers“ Award aus. Welche Idee steckt dahinter ?

Peter Wennekes: Der Bedarf an neuen Geschäftsmodellen in der Branche ist groß. In einigen Ländern bringt die traditionelle Klientel der Textilreinigungen schon seit Jahren immer weniger Teile in die Betriebe. Wir wissen auch, dass Kunden nicht immer mit dem Dienstleistungsportfolio der Unternehmen zufrieden sind. Es sind neue Konzepte und Angebote notwendig. Wir müssen uns verbessern und bestimmt auch anspruchsvoller werden, um neue Marktanteile zu gewinnen.

Und wir müssen uns schon heute um unsere künftigen Kunden kümmern. Wer sind sie und welche Lebensstile pflegen sie ? Welche Dienstleistungen können ihren Erwartungen und Bedürfnissen entsprechen ?

Der Wandel der Märkte und der Kundenanforderungen ist schon heute enorm. Um mit diesen Entwicklungen Schritt zu halten und eine bessere Zukunftsperspektive zu schaffen, muss über neue Wege zur Entwicklung profitabler Textildienstleistungen für bestehende und neue Kunden nachgedacht werden. Hier ist manchmal auch ein unkonventionelles Denken notwendig, das sich auch nicht von vornherein durch Einwände innerhalb der Branche stören lässt.

Diese neuen Ideen und Geschäftsmodelle können aus der Branche kommen – Stichwort Best Practices – oder von externen Start-Ups entwickelt werden. Sie haben diese kreative und manchmal unkonventionelle Perspektive, die uns helfen kann, neue Möglichkeiten für Wäschereien und Textilreinigungsunternehmen zu finden. Unser neuer Growth Hackers Award soll dies unterstützen und beschleunigen.

WRP: Wenn eine Organisation wie CINET die internationale Vernetzung der Branche weiter beschleunigen möchte, sind sprachliche und kulturelle Unterschiede oft ein Hindernis.

Peter Wennekes: Das ist richtig. Es fehlt manchmal ganz einfach eine gemeinsame Sprache, um zu kommunizieren. Das kann nicht nur passieren, wenn man mit Branchenvertretern in weit entfernten Ländern zu tun hat, sondern sogar innerhalb Europas eine Hürde darstellen.

Hier schafft gerade die Künstliche Intelligenz in Kombination mit neuer Technologie für uns neue und vielfältige Optionen. Beispielsweise können wir schon jetzt mit einem neuen Tool Inhalte unserer Internetseite – Neuigkeiten, E-Learning-Materialien, CERCLEAN-Zertifizierung, Infos zu den Themen Geschäftsentwicklung, Innovation, Nachhaltigkeit/Kreislaufwirtschaft und Hygienestandards usw. – in über 100 Sprachen präsentieren. Das funktioniert am Anfang noch nicht zu 100 Prozent perfekt, aber nach Meinung vieler schon so gut, dass man unsere Inhalte verstehen und nutzen kann.

Auch auf unserem World Congress und genauso bei den Global Best Practices wird diese KI eingesetzt. Sie wird den Zugang auf Inhalte während der Konferenz in 11 Sprachen möglich machen. Und Referenten aus aller Welt können mit Unterstützung dieses Tools miteinander kommunizieren.

WRP: CINET bietet auch E-learning Inhalte an. Warum ist das heute wichtig und welche Angebote sind das ?

Peter Wennekes: CINET bietet seit über 10 Jahren ein fortschrittliches E-Learning-Programm an. Gestartet wurde dies bereits vor über 15 Jahren mit dem europäischen Programm E-Dry-Clean für die Textilreinigung mit 8 europäischen Partnern. Später ist das Angebot um ein Komplettpaket für industrielle Wäschereien erweitert worden.

Es gibt Einsteiger- und Exzellenzkurse von der Einführung in die Wäscherei, über Wasch- und Bleichmittel, Finishing bis hin zur Wartung und Maschinensicherheit. Genauso offerieren wir Managementkurse, die sich vertieft um Qualität und Hygiene kümmern.

All diese Inhalte sollen Textilpflegeunternehmen besser machen. Unsere Angebote machen es weltweit möglich, Best Practices zu studieren, zu bewerten und im Unternehmen umzusetzen.

WRP: Herr Wennekes, Sie können als CINET-CEO aus einer internationalen Perspektive auf die Branche weltweit schauen: Welche zentralen Entwicklungen sehen Sie aktuell ?

Peter Wennekes: Natürlich ist die wirtschaftliche und gesellschaftliche Situation in den einzelnen Ländern der Welt sehr unterschiedlich. Aufgrund des enormen Anstiegs der Weltbevölkerung und des Lebensstandards in den Entwicklungsländern sind die Perspektiven besonders in Asien, Indien und dem Nahen Osten fabelhaft. Dies wird sich auch auf die wirtschaftliche Entwicklung in unserer Branche stark auswirken.

Covid verursachte schwerwiegende Störungen in den Volkswirtschaften und damit auch in den weltweiten Märkten. Das Virus mit den ganzen Folgen hat aber in unserer Branche auch dafür gesorgt, dass notwendige Entwicklungen beschleunigt wurden und Unternehmen gezwungen waren, sich schneller an ein verändertes Umfeld anzupassen.

WRP: Wie sehen Sie die Zukunftsperspektiven in dieser Branche grundsätzlich ?

Peter Wennekes: Die kurzfristigen Herausforderungen sind für viele so genannte MATURE-Länder* sehr schwierig und manchmal extrem. In Europa sind Unternehmen in einigen Ländern noch mit den Folgen der Pandemie beschäftigt. Dazu kommen Inflation, hohe Energiepreise und die Probleme, Mitarbeiter zu rekrutieren. Nicht wenige traditionelle Unternehmen mussten kapitulieren und haben ihre Türen geschlossen. Trotzdem zeigen in vielen Ländern der Welt außergewöhnliche Unternehmen auch heute, dass sie in der Lage sind, beste Geschäftsergebnisse zu erzielen. Das ist wirklich bemerkenswert. Genauso, wenn uns aus sogenannten Entwicklungsländer berichtet wird, dass Unternehmen vor Ort ein Wachstum im zweistelligen Prozentbereich erreichen. Der Erfolg ist oft auch darin begründet, dass diese Unternehmen gleich auf neueste, fortschrittlichste Technologien gesetzt haben.

Ich denke, langfristig gesehen hat die professionelle Textilpflege eine äußerst profitable Zukunft. Nicht nur neue hochentwickelte Textilien machen ihre Dienstleistung – weiter optimiert durch Fortschritte in der Digitalisierung sowie in der Technik – notwendig, sondern ihre Kunden können sich auch auf beste Services und Qualitäten verlassen. So erreicht die Branche weltweit neue Kunden und Märkte. Aber das wird noch ein wenig Zeit brauchen.

* MATURE-Länder, die auch als entwickelte Länder bezeichnet werden, besitzen „reife“ Volkswirtschaften, zu ihnen gehören die Vereinigten ­Staaten, Kanada, Australien, Japan und mehrere Länder in West­europa (die Red.).
„Die professionelle Textilpflege hat eine äußerst profitable Zukunft“
Foto/Grafik: Cinet
Das niederländische Textilserviceunternehmen Lavans erhielt 2022 einen Best Overall Award. Charles Betteridge von Christeyns sprach die Laudatio.
„Die professionelle Textilpflege hat eine äußerst profitable Zukunft“
Foto/Grafik: Cinet
Peter Wennekes ist CEO der Cinet. Nach einer Ausbildung an der HEAO in Utrecht (NL) absolvierte Wennekes ein Marketingstudium zum IBW mit einem NIMA-C-Diplom. Anschließend arbeitete er 25 Jahre lang (bis 2022) als Dienstleister in der Textil- und Bekleidungsindustrie: für die niederländischen Textilpflegeverbände FTN (Wäschereien sowie Textilservice) sowie dem Textilreinigerverband NETEX; VEMATEX für Zulieferer, Technologie-Institut T.K.T, Ausbildungsinstitut TCT und das Institut für Bodensanierung, Textil­reiniger Bosatex. Seit 2005 ist Wennekes Geschäftsführer der Cinet.
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